2021: Auf niedrige Abzinsungssätze vertrauen
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2021: Auf niedrige Abzinsungssätze vertrauen

  • Als der durch Covid-19 verursachte dramatische globale Konjunkturschock überall auf der Welt mit ebenso umfassenden politischen Maßnahmen gekontert wurde, schraubten wir unsere Erwartungen für das Wachstum der Wirtschaft und der Unternehmensgewinne im Jahr 2020 – wie die meisten anderen auch – deutlich herunter.
  • Seither haben drei Entwicklungen das Gleichgewicht erneut gekippt, dieses Mal jedoch zugunsten einer selektiven Zyklizität mit neutralerem Risikobudget: ein relativ positives Ergebnis der US-Wahl, bedeutend mehr und weitaus wirksamere Corona-Impfstoffe als erwartet und geringere Konjunktureinbrüche im Jahr 2020 als befürchtet, was zu V-förmigeren Prognosen für das Wirtschafts- und Gewinnwachstum geführt hat.
  • Wir haben uns darauf konzentriert, Engagements in japanischen Aktien und Aktien asiatischer Schwellenländer aufzubauen, die wir zusammen mit US-Aktien halten. Auch die Unternehmensanleihemärkte sind für uns nach wie vor interessant. Da die Kreditaufschläge jedoch wieder ein normales Niveau erreicht haben, investieren wir unser zusätzliches Pfund oder unseren zusätzlichen Dollar in höherverzinsliche Unternehmensanleihen, die ebenfalls von dem besseren konjunkturellen Umfeld und der weiterhin ultralockeren Geldpolitik profitieren sollten. Dies sind Bereiche, in denen wir in den nächsten 12–18 Monaten die besten risikobereinigten Renditen erwarten.
  • Columbia Threadneedle geht in seinem Basisszenario von Renditen von höchstens 2 % für 30-jährige US-Anleihen und 1 % für 10-jährige Anleihen aus. Dies sollte günstige Bedingungen für eine nachhaltigere Rally von Risikoanlagen schaffen.
Zwischen den düsteren Tagen im Frühling und den etwas freundlicheren Tagen im Winter (was für diese Jahreszeit eigentlich ungewöhnlich ist) hat sich viel getan, sowohl an den Finanzmärkten als auch bei uns. Als im März der durch Covid-19 verursachte dramatische globale Konjunkturschock1 überall auf der Welt mit ebenso umfassenden politischen Maßnahmen gekontert wurde, schraubten wir unsere Erwartungen für das Wachstum der Wirtschaft und der Unternehmensgewinne im Jahr 2020 – wie die meisten anderen auch – deutlich herunter.
Trotz der Konjunkturpakete rechnete man damit, dass der kurzfristige Schock durch den plötzlichen Stillstand der Wirtschaft katastrophal werden würde. Wir erhöhten aber auch deutlich unser Engagement in hochwertigen Risikoanlagen in den Multi-Asset-Fonds, die wir bis zum Spätsommer hielten, um in Bereichen, die aus unserer Sicht starke Verzerrungen2 aufwiesen und am meisten von der ultralockeren Geldpolitik profitieren würden (z. B. hochwertige Investment-Grade-Anleihen und Aktien höherer Qualität) überdurchschnittliche Gewinne mitzunehmen.

Wir haben uns darauf konzentriert, Engagements in japanischen Aktien und Aktien asiatischer Schwellenländer aufzubauen, die wir zusammen mit US-Aktien halten. Auch die Unternehmensanleihemärkte sind für uns nach wie vor interessant

Mit Blick auf die freundlicheren Zeiten im November haben drei Entwicklungen das Gleichgewicht erneut gekippt, dieses Mal jedoch zugunsten einer selektiven Zyklizität mit neutralerem Risikobudget. Erstens hat das relativ positive Ergebnis der US-Wahl die Extremrisiken abgebaut und eine unerwartete fiskalische Atempause mit sich gebracht. Zweitens gibt es bedeutend mehr und weitaus wirksamere Corona-Impfstoffe, als wir und die meisten anderen erwartet hatten. Und nicht zuletzt schrumpft die Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 nicht so stark wie befürchtet, was Regionen wie die USA und Japan zu V-förmigeren Prognosen für das Wirtschafts- und Gewinnwachstum veranlasst hat, wobei die asiatischen Schwellenländer die Beeinträchtigungen durch Covid-19 besonders gut überstanden haben. Letzteres mag zwar für zukunftsorientierte Märkte, die auch die zweite Welle des Virus und die damit verbundenen strengeren Einschränkungen unbeeindruckt ließ, eine untergeordnete Rolle spielen, bildet aber die Grundlage für eine nachhaltigere Erholung.

Wir haben uns darauf konzentriert, Engagements in japanischen Aktien und Aktien asiatischer Schwellenländer aufzubauen, die wir zusammen mit US-Aktien halten. Auch die Unternehmensanleihemärkte sind für uns nach wie vor interessant. Da die Kreditaufschläge jedoch wieder ein normales Niveau erreicht haben, investieren wir unser zusätzliches Pfund oder unseren zusätzlichen Dollar in höherverzinsliche Unternehmensanleihen, die ebenfalls von dem besseren konjunkturellen Umfeld und der weiterhin ultralockeren Geldpolitik profitieren sollten. In diesen Bereichen erwarten wir in den nächsten 12–18 Monaten die besten risikobereinigten Renditen. Doch man muss auf niedrige Abzinsungssätze vertrauen, um die aktuellen Marktpreise zu rechtfertigen, selbst vor dem Hintergrund der vorstehend beschriebenen positiven Faktoren.

Auf der einen Seite können wir mit der Kombination aus hochwertigen US-Wachstumstiteln und asiatischen Qualitätszyklikern in den nächsten Jahren an steigenden Gewinnen partizipieren. Dies trifft besonders auf Asien zu, das einen hohen operativen Leverage aufweist. Bis 2022 dürften die Gewinne in Japan um insgesamt 10 % und in den asiatischen Schwellenländern um mehr als 17 % steigen – bei gleichem Forward-KGV wie Großbritannien, wo ein Gewinnwachstum von 0,25 % erwartet wird. Asien hat außerdem den zusätzlichen Vorteil lockerer monetärer Rahmenbedingungen: So hat der Kreditimpuls in China kürzlich seinen Höchststand von 2016 übertroffen und ist fast auf dem Niveau von 2012/13.3
Auf der anderen Seite sind die Bewertungen hoch: 40 % der Assetmärkte notieren derzeit mehr als ein Sigma über ihrem langfristigen Durchschnitt4 – dies ist der Hauptgrund, weshalb wir das Risiko-Ertrags-Verhältnis nicht mehr so optimistisch einschätzen wie Anfang des Jahres. Die Aktienindizes sind gemessen an unterschiedlichen Kennzahlen im Vergleich zu ihrer vergangenen Entwicklung extrem hoch bewertet, während sich die Yield-toWorst hochverzinslicher Unternehmensanleihen Allzeittiefs annähert. Anders ausgedrückt: Die Finanzierungskosten der Unternehmen waren selten so gut wie jetzt.

In unserem Basisszenario gehen wir von Renditen von höchstens 2 % für 30-jährige US-Anleihen und 1 % für 10-jährige Anleihen aus. Dies sollte günstige Bedingungen für eine nachhaltigere Rally von Risikoanlagen schaffen

Columbia Threadneedle geht in ihrem Basisszenario von Renditen von höchstens 2 % für 30-jährige US-Anleihen und 1 % für 10-jährige Anleihen aus. Dies sollte günstige Bedingungen für eine nachhaltigere Rally von Risikoanlagen schaffen. Gleichermaßen ist eine Loslösung der Renditen am langen Ende eines der größten Risiken.

Abbildung 1: Überblick über die Asset Allocation mit Hervorhebung der wichtigsten Änderungen

Asset allocation with strong dislike table

Quelle: Columbia Threadneedle Investments, 8. Dezember 2020.

21 Dezember 2020
Maya Bhandari
Maya Bhandari
Portfolio Manager
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2021: Auf niedrige Abzinsungssätze vertrauen

1 Die Einkaufsmanagerindizes fielen beispielsweise auf noch nie zuvor beobachtete Niveaus (auch nicht 2008–2009); die Arbeitslosenquote in den USA stieg in nur zwei Monaten von einem 50-Jahres-Tief auf ein fast 80-Jahres-Hoch; und die britische Wirtschaft wird 2020 so stark schrumpfen wie seit 300 Jahren nicht mehr.

2 Im März entschädigten globale IG-Anleihen die Anleger für das 50-Fache der historischen Ausfallquote und profitierten gleichzeitig unmittelbar von der Buchstabensuppe geldpolitischer Maßnahmen der USA, Großbritanniens und Europas. Viele Aktienindizes wurden zum oder nahe dem Buchwert gehandelt und
waren somit auf den realisierbaren Wert der Vermögenswerte im Liquidationsfall reduziert.

3 Bloomberg/Analyse von Columbia Threadneedle, Dezember 2020.

4 Analyse von Columbia Threadneedle, Dezember 2020.

Wichtige informationen

Das hier zugrundeliegende Research und die Analysen sind von Columbia Threadneedle Investments für die eigenen Investmentaktivitäten erstellt worden. Aufgrund dieser sind möglicherweise bereits Entscheidungen noch vor dieser Publikation getroffen worden. Die Veröffentlichung zum jetzigen Zeitpunkt geschieht zufällig. Aus externen Quellen bezogene Informationen werden zwar als glaubwürdig angesehen, für ihren Wahrheitsgehalt und ihre Vollständigkeit kann jedoch keine Garantie übernommen werden. Alle enthaltenen Meinungsäußerungen entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, können jedoch ohne Benachrichtigung geändert werden.

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